Vor einigen Wochen fiel unser Kollege Lukas kurzzeitig aus, weil er eine kleine, große Mission hatte: Stammzellenspende. Ein relativ verbreitetes Thema und doch spricht man viel zu wenig darüber. Ich kenne einige registrierte Stammzellenspender, zur tatsächlichen Spende kam es jedoch noch bei niemandem. Grund genug, mir mehr erzählen zu lassen.

Wie wird man Stammzellenspender? Wie verläuft die Entnahme der Stammzellen? Tut das weh? Wem spendet man seine Stammzellen? Fragen über Fragen, die Lukas mir gerne beantwortete.

Der Startschuss fiel 2016 beim Fußball. Bei einer Typisierungsaktion haben sich 17 Personen registriert und Lukas war einer von ihnen. Einer der anderen Jungs landete bereits ein halbes Jahr später den Treffer und wurde zur Spende eingeladen. Es dauerte ein weiteres Jahr, bis auch Lukas 2018 einen Brief erhielt, der ihn als Spender auszeichnete.

Nach einem weiteren Test stellte dies sich jedoch schnell als Fehlalarm heraus, es handelte sich doch nicht um einen 100 Prozentigen Abgleich. Schade. Aber bereits ein Jahr später erhielt er erneut einen Anruf, dass nun doch ein passender Empfänger gefunden wurde, der Abgleich passte.

Daraufhin unterzog sich Lukas mehreren Tests, ihm wurde erneut Blut abgenommen, verschiedene Voruntersuchungen fanden statt, um ihn auf seine eigene körperliche Fitness zu testen. Nur wer selbst gesund, beziehungsweise fit genug ist, darf Stammzellen spenden. Nach allen Tests bekam er zwar grünes Licht von den Ärzten, doch der Spendetermin verschob sich mehrfach, weil der Empfänger der Stammzellen selbst nicht fit genug für die Transplantation war. Zwischenzeitlich war es nicht sicher, ob es überhaupt noch zu einer Stammzellen Spende kommt, da unklar war, ob der Patient überlebt.

Doch es ging alles gut und Lukas wurde zur Spende eingeladen, die trotz Corona durchgeführt wurde. Selbstverständlich unter Einhaltung von Schutzmaßnahmen. Er musste sich selbst um nichts kümmern, die DKMS organisierte alles. Hotel, Anfahrt, Essen, alles was dazu gehört.

Stammzellenspende: Vorbereitung und Ablauf

Eine Woche vor der Stammzellenentnahme musste er sich zwei Mal täglich den Wachstumsfaktor G-CSF spritzen, der dafür sorgte, dass die Blutstammzellen in den Blutkreislauf gelangen. Auch hier stand Lukas durchgängig im Austausch mit der DKMS, der gesamte Prozess fand unter stetiger Kontrolle statt. In dieser Zeit durfte er keinen Sport machen und nur in Maßen Alkohol trinken. Der besagte Stoff lässt die Milz des Spenders anschwellen und es dauert ca. zwei Wochen bis die Schwellung wieder abklingt.

Generell wurden bereits beim ersten Telefonat alle anfallenden Fragen beantwortet, sodass Lukas sich während des gesamten Spende Prozess sehr sicher fühlte.

Am Tag der Spende war er ein wenig nervös, doch als er im Krankenhaus ankam, fühlte er sich sofort in guten Händen. Er wurde sehr freundlich empfangen und auf das weitere Vorgehen eingestellt. Die Spende wurde peripher durchgeführt, dafür wurde er an eine Maschine angeschlossen, die das Blut aus seinem Körper raus und wieder reinpumpte und dieses währenddessen schleuderte.

Das fühlte sich kurz merkwürdig an, weil sich so ein Druck in meinen Armen bildete aber habe ich mich schnell dran gewöhnt.“, erzählt Lukas.

Vergleichbar ist der Vorgang mit einer Dialyse und wird ambulant durchgeführt. Diese so genannte Stammzellaphrese dauert circa drei bis vier Stunden.

Nach der Spende ist er zur Kontrolle noch einen Tag dort geblieben und erfuhr im Nachhinein, dass die Spende an einen Erwachsenen im Ausland ging. Sonst weiß er nichts über den Empfänger, denn die persönlichen Daten werden zum Schutz aller Beteiligten unter Verschluss gehalten. Wer möchte bekommt jedoch in regelmäßigen Abständen Infos über den Gesundheitszustand des Empfängers. Dies ist jedoch abhängig davon, in welches Land die Spende ging, weil die jeweiligen Richtlinien solche Informationen ausschließen können und dort ein totales Kontaktverbot besteht.Lukas jedoch hat die Möglichkeit dem Empfänger seiner Stammzellen einen anonymen Brief zu schreiben. Die DKMS wies ihn jedoch direkt darauf hin, eventuell nicht sofort eine Antwort zu erhalten, da der Patient natürlich auch mit vielen anderen Dingen beschäftigt ist und sich in erster Linie auf seine Genesung konzentrieren muss.

Die Distanz zwischen Spender und Empfänger ist so wichtig, da keine Beeinflussungen stattfinden sollen. Der Empfänger soll nicht das Gefühl haben, in der Schuld des Stammzellenspenders zu stehen und andersrum soll dieser dieses Gefühl nicht vermitteln können oder sich zu stark involviert fühlen. Zudem könnte es passieren, dass Lukas oder jeder andere Spender ein weiteres Mal für eine Spende angefragt wird, da es zu Rückschlägen kommen kann und diese Entscheidung soll er unbeeinflusst treffen können.

Nach zwei Jahren wäre es jedoch sogar möglich einen direkten Kontakt aufzunehmen, sofern das von beiden Parteien gewünscht ist.

„Ich würde ihn schon kennenlernen wollen, wenn er das auch möchte. Noch weiß ich allerdings nicht mal ob sein Körper die Spende angenommen hat oder wie es ihm geht.“

Ob das eine Hemmschwelle zur Spende sein sollte? Definitiv nicht! Das sind reine Schutzmaßnahmen für alle Beteiligten. Nach Ablauf der Fristen bekommt jeder Spender die jeweiligen Infos und in erster Linie geht es darum potenziell ein Leben zu retten, beziehungsweise Hilfe zu leisten.

Und wie viele andere Stammzellenspender auch, spricht Lukas von einer Entscheidung, die er nicht bereut und jederzeit wieder so treffen würde.

Das „Fazit“: Stammzellenspende ist eine ziemlich super Sache und tut nicht weh, sondern was Gutes. Also ein offener Appell an alle: Mund auf, Stäbchen rein, Spender sein!

Alle weiteren Informationen findet ihr hier: www.dkms.de/de/spender-werden


Dieses Interview führte Dalia (Online Marketing Managerin) mit Lukas (Software-Developer).

News direkt ins Postfach